Lange haben die Fans der englischen Kinderbuchautorin Joanne K. Rowling auf ein neues Buch der Erfinderin des Zauberers Harry Potter gewartet. Nach fünf Jahren erscheint nun ihr neuestes Werk in deutscher Sprache. „Ein plötzlicher Todesfall“ heißt der Roman, der in einer englischen Kleinstadt spielt. Statt einer Fantasiewelt beschreibt Rowling das reale Leben mit all seinen Facetten und Banalitäten.
Das vermeintliche Idyll der kleinen Stadt Pagford wird urplötzlich gestört, als Barry Fairbrother, ein Lokaljournalist und gleichzeitig Mitglied des Gemeinderates, unerwartet verstirbt. Fairbrother war beliebt, hatte er sich doch vor allem vorbildlich für die Rechte der Bewohner der Sozialsiedlung eingesetzt. Mit dem Tod des Gemeinderates entstehen in der friedlichen Fassade des kleinen Ortes die ersten Risse. Um den frei gewordenen Posten des Gemeinderates bewerben sich die verschiedensten Mitbürger aus den unterschiedlichsten Gründen. Dabei sind sie nicht zimperlich in ihren Methoden. Echte Grabenkämpfe brechen auf – und es zeigt sich, dass Pagford keineswegs das friedliche Örtchen ist, für das alle es gehalten haben. Soziale Probleme, Nachbarschaftsstreitigkeiten und Familienkämpfe treten an die Oberfläche. Nichts ist mehr so, wie in der Zeit vor Fairbrothers Tod.
Wer bei dem Kauf des Buches an die zauberhaften Abenteuer des Harry Potter und seiner Freunde denkt, wird einen Bruch erleben, wie er schärfer nicht sein kann. Aus dem Zauberschloss geht es direkt ins reale Leben mit all seinen menschlichen Problemen, und kein Zauberer wird kommen und mit einem Spruch alles in Ordnung bringen. Vom Drogenmissbrauch bis zur Gewalt in der Familie beschreibt Rowling soziale Probleme, wie sie fast überall in der westlichen Welt auftreten. Autobiografische Züge aus dem Leben der Autorin vor ihrem großen Erfolg werden in dem Roman, der in Kürze auf der Seite der Spiegel-Bestseller bei redcoon.de vertreten sein wird, erkennbar.
So ganz anders ist dieses Buch geworden, als die Bestseller, die den Ruhm vom Rowling begründen. Eine derbe Sprache, Sex- und Gewaltszenen erwarten den Leser. „Ein plötzlicher Todesfall“ ist ein Roman für Erwachsene nicht für Kinder. An der Frage, ob das Buch lesenswert ist, scheiden sich die Geister. Die Abenteuer um Harry Potter wurden von einer Handlung getragen, die so fantasievoll war, dass sie sprachliche Schwächen vergessen ließ. Die Realität des neuen Romans bringt diese Unzulänglichkeiten unerbittlich ans Tageslicht. Vulgäre Ausdrücke und künstliche nicht nachvollziehbare Vergleiche wirken ebenso platt, wie die zahlreichen Figuren, von denen der Roman erzählt. Die geschilderten sozialen Probleme kommen etwas altbacken daher. Sie erinnern an die Zeit der neunziger Jahre des letzten Jahrhunderts, in der die Autorin die beschriebenen Probleme selbst kennengelernt hat. Beim Lesen stellt sich der Eindruck ein, als habe Rowling versucht, die eigene Vergangenheit, die von sozialen Schwierigkeiten geprägt war, zu bearbeiten. Auf diese Weise betrachtet lässt das Buch durchaus Rückschlüsse auf die Autobiografie der Autorin zu.
Potter-Freunde werden mit dem Buch nicht wirklich warm werden können. Leser guter Gesellschaftsromane werden sich an der platten Handlung stören. Zartbesaitete werden sich von der derben Sprache abgestoßen fühlen. Wer jedoch an einem Kleinstadtroman, der menschliche Schwächen beschreibt, Gefallen findet, wird sich durch „Ein plötzlicher Todesfall“, der demnächst die Liste der Spiegel-Bestseller bei redcoon.de anführen dürfte, gut unterhalten fühlen.
Tina
Oktober 11, 2012 um 1:09 pm
Auch wenn er mich reizt, einfach aus Neugier, hat mich der Preis vom Kauf abgehalten. Sogar das Original ist ganz schön teuer. Scheint mir nicht gerade ein Fehler zu sein noch zu warten 🙂
Aber gekauft wird’s werden, zu viele Erwartungen in die gute J.K.