Rezension: Yasmina Khadra – Die Schuld des Tages an die Nacht

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Mohammed Moulessehoul schreibt unter dem Pseudonym seiner Frau Yasmina Khadra, welches er wegen den strengen Zensurbestimmungen in Algerien erst gelüftet hat, als die Familie nach Frankreich ins Exil gegangen war. Das vorliegende Buch war monatelang auf der französischen Bestsellerliste und wurde von der Zeitschrift Lire als “das beste Buch des Jahres 2008″ ausgezeichnet.

Younes zieht mit seiner Familie in die Großstadt Oran, nachdem die Ernte seines Vaters angezündet wurde. In dem Elendsviertel Djenato Djato versucht die Familie eine neue Existenz aufzubauen. Doch dies stellt sich schwieriger als geplant dar. Die Stadt pulsiert von Dieben, Missgunst, Betrug und Ausbeutung. Mit aller Kraft versucht Younes’ Vater seine Familie durchzubringen, doch er muss am Ende feststellen, dass er scheitert. Er gibt Younes seinem Bruder, einem angesehenen Apotheker, in Obhut, damit wenigstens er es zu etwas bringen kann im Leben. Nun lernt er ein komplett anderes Leben kennen und wächst als Jonas im europäischen Teil der Hauptstadt auf. Er sieht nun die andere Seite der Großstadt, die vom Glück verwöhnt zu sein  scheint. Er besucht nun eine gute Schule, lernt lesen und schreiben und entfernt sich immer weiter von seiner Familie. Er findet Freunde, wächst allmählich heran, arbeitet in der Apotheke seines Onkels und lernt die Liebe seines Lebens kenne, Emilie. Sie, die wunderschöne Französin, bestimmt von nun an sein Leben.

Diese Liebe spiegelt das Verhältnis von Orient und Okzident wider, zwei Kulturen, die sich im Laufe der Zeit viel Leid zufügen. Khadra beschreibt sehr einfühlsam die in der damaligen Zeit vorherrschende Gewalt, Hoffnugslosigkeit, Tristesse, Verzeiflung, Wut und damit verbunden der blutige Widerstand der  algerischen Bevölkerung, die sich gegen die weiter aufstrebende Macht der Franzosen richtet. Auch Jonas/ Younes ist im Inneren seines Selbst zwischen den beiden Kulturen zerrissen, welches nichtzuletzt auch durch seinen Namen symbolisiert wird. Es kann sich für keine der beiden Seiten entscheiden und lebt somit zwischen “zwei Stühlen”.  Dieser Konflikt zieht sich durch das ganze Buch und begleitet auch Jonas’ Schicksal in der Liebe…

Für mich persönlich ist es das beste Buch was ich dieses und letztes Jahr gelesen habe. Ich war von der Schilderung der politischen Umstände der damaligen Zeit total ergriffen, sodass auch einige Male einige Tränen geflossen sind. Khadra gelingt es sehr gut die gefühlvolle Geschichte des jungen Mannes in das Zeitgeschehen von Algerien einzubetten und so den Leser an dieses Buch zu fesseln. Die grausame Wirklichkeit scheint überall in diesem Roman zu stecken, sie ist aufregend und macht einem zugleich angst. Die wunderbar poetische Sprache – in der Übersetzung von Regina Keil-Sagawe – schafft es die Handlungsorte und die Charaktere detaillgenau auszumalen und vermittelt so die Nähe und den Eindruck des Miterlebens. Ein überaus beeindruckendes Buch!

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