Im Rahmen einer tollen Leserunde durfte ich das neueste Werk von Tim Pieper kennenlernen: Mord unter den Linden.
Im Unterschied zu seinem bisherigen Werk „Der Minnesänger“ spielt die Handlung diesmal zwar auch in der Vergangenheit (der Aufkleber verrät schon im Berlin 1890), doch es ist keine romantische Heldengeschichte sondern ein Kriminalroman. Ich war sehr gespannt wie dieses Thema im Buch rüberkommen würde.
Klappentext
Berlin, im Sommer 1890. Dr. Otto Sanftleben erforscht die Körpersprache von Straftätern. Als eine junge Handschuhnäherin gekreuzigt und mehrere anarchistische Attentate verübt werden, erklärt er sich bereit, den ermittelnden Commissarius zu unterstützen und zur schnellen Aufklärung beizutragen. Eine geheimnisvolle Revueschauspielerin gibt den entscheidenden Fingerzeig und weckt tot geglaubte Gefühle in ihm. Zu spät begreift er, dass er in Lebensgefahr schwebt.
Das Buchcover zeigt eine Szene Berlins aus dem Jahre 1890. Leider sind die Gebäude heute nicht mehr so wie zu sehen vorhanden. Trotzdem taucht man als Betrachter direkt in die Handlung ein und kann sich die damalige Zeit sehr gut vorstellen. Sehr gefällt mir auch die reliefartige Hervorhebung des Buchtitels. Die Farbgebung braun/orange lässt das Cover bei ähnlichen Büchern herausstechen. Der angebrachte goldene Aufkleber allerdings ist überhaupt nicht mein Ding. Oftmals sind ja Texte wie „Bestseller“ „Topbuch“ oder ähnliches darauf zu lesen, doch ich möchte mir als Leser selbst mein Urteil bilden und finde oftmals Bücher die als „Bestseller“ bezeichnet werden gar nicht so top und umgekehrt. Der Aufkleber auf diesem Buch gibt jedoch die im Buch wiederzufindende Zeitepoche an: „Berlin 1890“. Leider ist der Druck des Aufklebers gar nicht gut gelungen. Nachdem ich das Buch durchgelesen habe, ist nun kaum mehr Goldfarbe zu sehen, die Farbe hat sich beim Berühren abgelöst und ziert nun wohl Hände, Bettdecke und Sofakissen…
Nachdem der Anfang für mich etwas schleppender zu lesen war – meine Begeisterung für Geschichte endete im Mittelalter *g* – änderte sich das im weiteren Verlauf. Als Leser wird man in den Bann der damaligen Zeit gezogen und versucht ebenso wie der Commissarius den oder die Täter zu finden. Dabei wird man immer wieder auf falsche Fährten gelenkt und erfährt so erst kurz vorm Buchende die korrekte Lösung. Auch wenn die Erklärungen für einen möglichen Täter scheinbar ganz genau auf ihn schließen lassen, man sollte sich nicht direkt ins Fettnäpfchen ziehen lassen.
Fasziniert hat mich die Arbeit von Sanftleben. Ich sehe im TV z.b. die Serie „Lie to me“ sehr gerne, denn von ihr kannte ich die Arbeitsweise Sanftlebens. Ich fand es spannend zu erfahren wie diese Arbeitsweise schon in der damaligen Zeit genutzt wurde.
Anhand der detaillierten Recherchen von Tim Pieper erhält man wunderbar den Einblick in die Zeit 1890. Kleine Schmunzler kamen so z.b. bei den Infos rund um das Zweiradfahren auf. Damals war man der Überzeugung, Frauen würden beim sitzen auf einem Sattel und dem darauf herumbewegen beim Pedale treten, ganz unzüchtige Gedanken haben. Ich bin mir ganz sicher, dass diese Meinungen nur von Männern stammen konnten 😀
Wer also Gefallen an Kriminalfällen und der vergangenen Zeit hat, dem kann ich mit „Mord unter den Linden“ ein unterhaltsames Buch ans Herzen legen.
Übrigens hat der Autor in den Leserundenbeiträgen durchblicken lassen, er könne sich weitere Fälle mit Dr. Sanftleben & Co. vorstellen. Wir dürfen also gespannt sein. 🙂